Eulengebirge - Einweihungsfeier Mai 1906 des Bismarckturms

 

>> Vom Wetter begünstigt, fand am Himmelfahrtstage (24. Mai 1906) die Einweihung des neuerbauten stattlichen Turmes auf der Hohen Eule statt, der den Namen des großen eisernen Kanzlers trägt. Am Donnerstag früh begann ein Wandern von allen Seiten nach dem Festorte. Schon lange vor Beginn der eigentlichen Feier hatte sich der mit frischem Grün, Girlanden und Fahnen geschmückte Turmplatz mit tausenden von Besuchern und Teilnehmern angefüllt. Die aufgestellten Zelte und auch die Restauration konnte lange nicht bei weitem den Andrang befriedigen, “es ging bunt über”.

 

Mittags 1 Uhr wurde die Feier mit dem Marsche “In Treue fest”, flott gespielt von der Wüstewaltersdorfer Feuerwehrkapelle, eingeleitet, worauf ein Männerchor von Lehrern unter Leitung des Kantors Rückers =Steinkunzendorf den mächtigen Chor von Beethoven “Den Himmel rühmen des Ewigen Ehre” anstimmte, dem Schmölzers “Waldabendschein” folgte. Seitens des Ehrenausschusses waren erschienen die Herren Landeshauptmann Freiherr von Richthofen (Faulbrück), Graf Seidlitz- Sandreczki (Langenbielau), Landrat von Seidlitz, Graf Seherr-Thoß (Steinseifersdorf), Kommerzienrat Zwanziger (Peterswaldau) und Landrat Scharmer (Waldenburg), die seitens des Verbandsvorsitzenden, Schulrat Thamm ( Reichenbach) begrüßt wurden.

Von unserem Glatzer Gebirgsverein nahm u. a. der Vorsitzende des Hauptvorstandes an der Feier des befreundeten und benachbarten Eulengebirgsvereins teil.

 

Schulrat Thamm gab einen kurzen Rückblick über die Geschichte des Turmes. Der Bau wurde von der Firma Bastänier & George in Leipzig ausgeführt. Herr George übergab den Turm mit der Mahnung, des Mannes stets eingedenk zu sein, dessen Namen der Turm führt. Mit Dankesworten übernahm Schulrat Thamm den Bau. Er dankte allen, die dazu beigetragen haben, den Plan des Turmbaues zu verwirklichen, allen Spendern und Herrschaften, welche den Bau förderten, sodaß er nunmehr stolz herausragte weit über Schlesiens Grenzen. Zitat: "Würdig steht er da im deutschen Bergwald, diesen mit der ehernen Eule auf hohem Mast weitüberragend, sich weitzeigend all den großen und kleinen Spenden, die mühsam zusammengebracht wurden, um seine Entstehung zu ermöglichen."

 

Der Redner schloß mit den Worten, die bereits die Grundsteinurkunde trägt: “Möge er die Brust eines jeden Deutschen mit Stolz und Hochgefühl für die schlesischen Berge und das deutsche Vaterland erfüllen, gleichzeitig aber weithin den Bewohnern Schlesiens und der Grafschaft sichtbar ein Zeugnis ablegen von der unauslöschlichen Dankbarkeit und Verehrung der Umwohner für den Gründer der Deutschen Reiches, den Fürsten Bismarck, dessen Namen er tragen soll.

Nach dem allgemeinen Liede “Hast du dem Lied der alten Eichen” hielt den Oberlehrer Dr. Klein vom Königlichen Realgymnasium in Reichenbach die eigentliche Festrede. Er schilderte die Taten Bismarcks als den Einiger Alldeutschlands. Nach dem Gesange eines allgemeinen Liedes von Oberlehrer Bülow=Schweidnitz, “Turm, den Bismarcks Name ziert”, brachte der Grundherr des Bodens, auf dem der Turm steht, Graf Seidlitz-Sandreczki, das Kaiserhoch aus, dem die Nationalhymne folgte. Der Männerchor brachte noch Kreutzers “Dir möcht ich diese Lieder weihen” zum Vortrage, worauf den Vater des Gedankens, einen massiven Turm auf der Hohen Eule zu bauen, Schulrat Thamm, ein dreifaches Hoch ausgebracht wurde. Die Feuerwehrkapelle trug dann noch einige Musikstücke vor, die mit allgemeinen Liedern abwechselten. In kleineren Trupps von etwa 25 Mann bestiegen die Teilnehmer den Turm, von dessen Plateau man eine herrliche Fernsicht genoß.

Erst bei einbrechender Dunkelheit verließen die meisten den Festplatz und die einzelnen Vereine begaben sich in die Gasthäuser der näheren Umgebung, wo ein fröhliches Treiben herrschte. Dies war besonders in Steinkunzendorf der Fall. Den Teilnehmern wird der festliche Tag der Turmeinweihung noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben. Der neue Turm aber wird einen bleibenden Anziehungspunkt bilden. << (1)

 

Zur Einweihung des Bismarckturmes wurde auch ein Festgedicht veröffentlicht (geschrieben von August Maake) (2):

 

Hoch oben auf der alten Eule Rücken,
umgehen von des Waldes Zauberbild, erhebt
sich reckenhaft vor unsern Blicken ein
Monument, das uns mit Staunen füllt.

Ein Bau so kühn und prächtig!
Ein Denkmal, stolz und mächtig!
Hält treu hier Wacht - und schauet unverwandt
von luft'ger Höh' hinab ins Schlesierland.

Was deutsche Kunst und deutscher Fleiß vermögen,
das spiegelt sich an diesem Bauwerk hier;
was deutsche Lieb' und deutsche Treue pflegen,
verkörpert sich in ihm zur schönsten Zier.

Wir deutschen Männer preisen
den Kanzler, der durch Eisen
das Vaterland geführt zu großer Zeit!
Ihm sei zur Ehre dieser Turm geweiht.

Und die Gebirgsvereine an der Eule,
die unserm Bismarck diesen Turm geweiht,
sie setzten sich zu ihrem eigenen Teile
ein Denkmal mit -für heute und alle Zeit.

0 Bismarckturm da oben,
tu deine Mannen loben!
Steh' felsenfest, schau ewig unverwandt
ringsum hinaus ins deutsche Vaterland.

 

Quellen: (1) Die Grafschaft Glatz. Zeitschrift des Glatzer Gebirgsvereins. Jg 1, 1906, veröffentlicht auf der Internet-Site www.Kreis-Reichenbach.de,; (2) Gedicht Quelle unbekannt